Klassische französische Bistrorezepte, literarisch

simenonIm Rahmen der Genussbuchwoche erläuterte Julia von German Abendbrot dieser Tage, dass Georges Simenon mit seinem Kommissar Maigret quasi den Urvater aller kulinarophilen Krimiprotagonisten (auf meinen anderen Liebling weist Christoph von originalverkorkt hin) geschaffen hat. Er lässt ihn von Lüttich aus die gesamte französischsprachige Welt bereisen, wobei die Gasthöfe und Restaurants, vor allem aber die Küchen von Opferfamilien, Verdächtigen und Zeugen eine bedeutende Rolle spielen. Er isst und trinkt sich durch die Fälle – und wenn er zu Hause ist in Belgien, bekocht ihn Madame Maigret mit klassischen französischen Bistrorezepten.

Robert J. Courtine hat sich 1992 die Mühe gemacht, viele der literarisch verewigten Köstlichkeiten in einen Kochbuch festzuhalten und die jeweiligen Geschichten zu erzählen. Auf 40 einleitenden Seiten bringt er uns zudem die Lebensgeschichte eines Gourmets nahe: Wie Maigret zu dem wurde, was er war, wird deutlich: ein Meister der einfach guten Küche auch im wahren Leben.

Die Rezepte sind deftig und altbacken, bisweilen; langweilig nie. Da es sich fast durchweg um Klassiker handelt, hat sich nichts erübrigt über die Jahre. Manches, wie das Fricandeau à l’oseille gehört schon lange zu meinem Repertoire. Manches, wie der Kalbskopf nach Schildkrötenart, erschließt sich nicht direkt. Dafür erfreut mein Herz natürlich die Tarte aux pommes bas-rhinoise.

Das Buch ist im schweizerischen AT Verlag erschienen und leider vergriffen. Wer es antiquarisch bekommen kann, sollte keine Sekunde zögern. Schon das Lesen ist ein Genuss.99e68-jeden-tag-ein-buch_arianebille


One Comment on “Klassische französische Bistrorezepte, literarisch”

  1. Ich mag ja den AT-Verlag besonders 😉


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