Sonntagnachmittags
Veröffentlicht: März 10, 2014 Abgelegt unter: Kulinarik, Niederrhein | Tags: Frühling, jour fixe, kaffee und kuchen, landleben Hinterlasse einen KommentarSeit über einem Jahr ist der Sonntagnachmittag bei uns im Gesindehaus von Kaffee und Kuchen geprägt. Was ursprünglich als eine Art Notwehr begann, Reaktion auf das abgeschiedene Leben, ist inzwischen liebgewordene Tradition. Die Idee: Wir bieten unseren Freunden und Bekannten (und allen anderen, denen wir davon erzählen) einen jour fixe mit Kaffeetafel. Es kommt, wer mag – idealerweise wird kurz zuvor Bescheid gegeben. Dazu die Küchenregel: Stets wird ein anderer, neuer Kuchen gebacken. Wiederholung langweilt und jede Herausforderung belohnt den, der sich stellt.
Aufgrund der Rahmenbedingungen wird hier selten hohe Konditorkunst zelebriert. Eher bodenständiges Backwerk, oft Kuchen rumfort, immer aber vollfett und geschmackssicher. Damit kein „Rezept“ in Vergessenheit gerät – und als Service für die Gäste – entstand der Drittblog. Wer ihn liest, wird schnell bemerken, dass aus der Ursprungsidee des allsonntäglichen Zusammentreffens eher eine lose Veranstaltungsreihe geworden ist. Das hat einige Gründe, Terminkalenderblockaden wegen der anderen beiden großen Lieben zumeist (Wein und Gesang), aber im Winterhalbjahr ist es eindeutig auch dem Wetter geschuldet. Denn besonders anziehend wirkt unsere Wohnstatt wohl bei Sonnenschein. Dann sitzen wir unterm Wassenberger Pfirsichbaum auf unserer Gartenwiese und schauen auf’s Wasser. Niemand macht sich die Schuhe schmutzig, weil er durch den Novemberschlamm stapfen muss, der gerne mal bis März das Geläuf von hiesigen Bauernhöfen prägt.
Gestern war ein schöner Tag. 20 Grad im März, am Vortag hatte ich schon die Kartoffeln unter die Erde bringen können. Und nun warteten wir auf DJ Hollerbusch und seine Liebste, der Kirschkuchen duftete verlockend. Dann standen plötzlich die Eltern vor der Tür. Und später gesellten sich noch die Herrschaften vom Lenßenhof dazu. Es war ein wunderbarer Nachmittag, der wie meist bei Musik endete.
Frühling ist’s, es wird ein gutes Jahr.
Schellfisch mit Düsseldorfer Senfsahne, dazu in Altbier-Pastella ausgebackener Chicorée
Veröffentlicht: April 6, 2011 Abgelegt unter: Kulinarik, Niederrhein | Tags: Altbier, bolten, Chicorée, Frühling, mostert, Niederrhein, pastella, schellfisch, schikoree, senf, uralt 9 KommentareNiederrheinischer Frühling, Teil 2. Kochfisch in Senfsauce klingt reichlich altmodisch, muffig, bieder – und so gar nicht frühlingsfrisch. Und seit wann ist das andere Ende der Zichorienwurzel eine regionale Spezialität?
Ursprünglich wurde durch das Garen in kräftigem Sud und das Tränken in deftiger Tunke sicherlich der eine oder andere Zweifel an der Frische des zu verarbeitenden Meeresbewohners getilgt. Kühlketten kannten unsere Vorfahren schlicht nicht – und bis so ein Tier von der holländischen Küste an den Rhein gelangte, gingen vor Zeiten einige Tage ins Land. Ich verwende das schwanzwärtige Drittel eines im Nordatlantik mit Langleinen gefangenen und MSC zertifizierten Dorschfamilienmitglieds. Beim Fischhändler habe ich ihm zuvor tief in die Augen geschaut – frischen Blicks freute er sich auf mich.
Witlof (weißes Laub) ist limburgisch für Schikoree – die Belgier haben’s als erste gezüchtet. Nachbarn. Effizienzorientierte Calvinisten machten also dieses ganzjährig verfügbare, in geschlossenen Systemen gezogene Gemüse populär. Die leicht bittere Note passt dazu. Ich mag es als Rohkost, aber ausgebacken in Bierteig nach Pastellaart ist es eine Delikatesse, wie ich hier beschrieb. Statt Wasser nehme ich die hiesige Ressource Altbier, genauer Bolten Uralt. Dessen malzige Note macht die Geschichte rund und bildet gleichsam eine Brücke über den Rhein, in die ungeliebte Landeshauptstadt. Wenn von dort auch nicht viel Gutes kommt – Senf machen können die Hochnasen. Ich habe stets ein Mostertpöttchen von ABB zur Hand.

Senffisch mit Dilldeko
Während also der Fisch im zuvor gekochten Sud (Wasser mit Zwiebel, Lorbeer, Piment, Wacholder, Pfeffer und wenig Salz) garzieht – ja, ich weiß, dass Dämpfen die kontemporäre und schonendere Methode wäre – koche ich Senf mit Sahne und Prisen von Zucker und Salz auf. Mit etwas Fischsud wird die Konsistenz reguliert, Schaum schlage ich nicht. Stattdessen rundet etwas Zitronenabrieb diese perfekte Blitzsauce ab. Crunchigen Chicorée und ausgelösten Fisch auf Mostertspiegel anrichten – dazu trinke ich eine Riesling-Silvaner-Cuvee von Haub. Wohlsein!
Nachtrag 1: Mit Frühling hat das insofern zu tun, als dass die ganzjährige Verfügbarkeit der Zutaten in den ersten Frühlingstagen aus der Bredouille rettet, dass es kaum etwas Frisches zu kaufen gibt (Stand Mitte März).
Nachtrag 2: Die bisher fehlende Erklärung, warum nördlich der Benrather Linie weniger geredet wird als beispielsweise in der Domstadt, hängt übrigens mit der geringeren Anzahl an Konsonanten zusammen und dem kaum vorhandenen musikalischen Talent. Rheinischer Singsang findet sich bei uns Provinzlern kaum. Außerdem gibt es auf dem Land einfach nicht so viel zu erzählen wie in urbanen Regionen.
Rollen für den Frühling (und den Sommer)
Veröffentlicht: September 27, 2010 Abgelegt unter: Weltweit | Tags: Frühling, Gỏi cuốn, Hanoi, Herbst, Nem rán, Sommer Hinterlasse einen KommentarNem rán und Gỏi cuốn (Sommerrollen), bestellt, fotografiert und gegessen in Hanoi.
Eigentlich bin ich ein Herbst-Mensch. Doch ohne Sommer?