Praxistipps zur Hühnerhaltung
Veröffentlicht: Juli 15, 2020 Abgelegt unter: Selbstversorger | Tags: Archehof, Bünghausen, biokreis, Eier, hühner, Hühnerhaltung, klosterhof, seminar Hinterlasse einen KommentarErst einige Jahre nachdem wir ins Gesindehaus gezogen waren, diskutierten U. und ich das erste Mal die Frage, ob wir eigene Hühner halten möchten. Anlass dazu war eine Entdeckung: Unser Geräteschuppen ist ein von einer alten Scheune abgetrennter Bereich – die wiederum Teil des als Vierkanthofs angelegten Landguts ist, auf dessen Gelände wir das Privileg haben, leben zu dürfen. In diesem Schuppen gibt es eine etwas versteckt angebrachte Klappe in Bodennähe, die einen Zugang zu unserem Garten ermöglicht. Unzweifelhaft diente diese Vorrichtung in vergangenen Zeiten einmal der Hühnerhaltung.
Wir erwogen also ganz ernsthaft, ob dort wieder geeignetes Federvieh einziehen solle. Weil wir Eier essen (und ich auch Hühnerfleisch), weil wir in dieser Phase unseres Lebens den Gedanken der weitestmöglichen Selbstversorgung sehr attraktiv fanden – und nicht zuletzt, weil ich in einem Haushalt aufgewachsen bin, in dem es immer Hühner gab. Das alles war übrigens weit vor der aktuellen, Pandemie-bedingten Zurück-aufs-Land-Welle und auch weit vor durchromantisierten, Insta-tauglichen Versuchen der überbordenden Selbstinszenierung. Wir entschieden uns letztendlich dagegen, aus vielerlei praktischen Gründen, die alle irgendwie mit fehlenden Zeitkontingenten zu tun hatten.
Allerdings beobachte ich seit kurzem wieder ein Aufflackern solcher Bedürfnisse (nicht nur Hobby-Imkern ist ein Trend) im weiteren Bekanntenkreis – aus naheliegenden Gründen. Am Ende geht es oft um die absolut nachvollziehbare Frage der Produktprovenienz.
Und hier kommt ein Angebot ins Spiel, dass der Gummersbacher Klosterhof Bünghausen zusammen mit dem Biokreis Erzeugerring NRW macht. Am Sonntag, den 2. August 2020, bieten sie ein Praxisseminar Hühnerhaltung an (Link zum Veranstaltungs-PDF). Diese Veranstaltung richtet sich explizit sowohl an Menschen, die Hühner im Privatgarten für die Eigennutzung halten möchten, wie auch an die, die eine weitere Vermarktung von Eiern und Fleisch in Erwägung ziehen.
Im dreistündigen Seminar werden Grundlagen zur Hühnerhaltung ebenso vermittelt wie wichtige Tipps von Praktikern, die man nicht online nachlesen kann. Es geht weiterhin um die Wahl der passenden Hühnerrasse, um Stallsysteme, Futter, Tipps zur Gesunderhaltung und vieles mehr.
Der Klosterhof ist übrigens auch an und für sich einen Ausflug wert. Auf dem Archehof werden alte, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen (Rinder: Rotes Höhenvieh; Schafe: Bergschafe; Hühner: Mechelner Hühner; Pferde: Noriker vom Abtenauer Schlag) gezüchtet und deren Produkte vermarktet.
2. SCHWARZMARKT am 12. April in Köln
Veröffentlicht: April 1, 2015 Abgelegt unter: Kulinarik | Tags: Do-it-yourself, Eier, Köln, marieneck, schwarzmarkt 2 KommentareAm Tag des Wegfalls der Milchquote – ein Umstand, der ein drastisches Schlaglicht wirft auf die fortschreitende Pervertierung lebensmittelindustrieller Praktiken – sei ganz besonders hingewiesen auf die zweite Ausgabe einer Veranstaltung, die ganz im Geiste des Do-it-yourself und der kulinarischen Selbstverteidigung aller bewusst genießenden Menschen im Rheinland steht. Am 12.04.2015 veranstalten wir im Kölner Marieneck also wiederum einen SCHWARZMARKT. Nach der erfolgreichen Premiere Ende letzten Jahres war schnell klar, dass es zum einen eine Wiederholung geben würde und dass darüber hinaus ein riesiges Potential hinter dem Gedanken des Tauschs selbstgemachter Lebensmittel steht.
Daher noch einmal grundsätzlich:
Ohne kommerzielle Absichten ist der SCHWARZMARKT ein offener Treff für alle Selbermacher unter den Foodies, die ihre überzähligen Vorräte gerne eintauschen möchten gegen die Kreationen der anderen Küchenverrückten. Selbst gemacht oder selbst geerntet – her mit dem Überfluss! Ob Marmeladen, Chutneys, Ketchup, Likör, Essig, Pasta, Aufgesetzter, Eingelegtes oder Vergorenes, Gartengemüse und Wiesenobst – bringt alles (aussagekräftig beschriftet) ins Marieneck und tauscht. Wir versorgen Euch dazu mit einem kleinen Gaumenschmaus und Musik. Für die Getränke (außer Wasser, das ist vorhanden) sorgt Ihr bitte selbst. Parole „bottleparty“.
Nach einigem gedanklichen Hin und Her und einem nicht gänzlich geglückten Versuch mit fermentiertem Rosenkohl steht nun auch fest, was ich zum Tausch anbieten werde. Irgendwas mit Eiern, nicht nur der Symbolhaftigkeit wegen. Den letzten Impuls dazu gab ein richtig gutes Video, das der Berliner Genussfreund Simon Ruschmeyer gefilmt hat: 12 Things you can do with an Egg. Danke dafür. Wir sehen uns in elf Tagen, in Köln.
Buttercremetorte, altmodisch
Veröffentlicht: Juni 21, 2010 Abgelegt unter: Kulinarik | Tags: Biskuit, Bocuse, Butter, Buttercreme, Buttercremetorte, Eier, Eischnee, Pudding, Vanille 4 KommentareHeute ist Familienfest. Glücklicherweise existieren wenige Traditionen in unserer Sippe, deren Einhaltung gemeinhin meist nur Widerwillen auslöst. Jedoch werden einige mehr oder minder obskure kulinarische Relikte gepflegt, wenn feierlich getafelt wird. Soleier-Ess-Wettbewerbe zu Ostern, Heringssalat mit Bockwürsten als Weihnachtsdelikatesse und eben als Backkunstklassiker die Buttercremetorte sommers.
Weder zeitgemäß noch leicht verdaulich ist sie in ihrer ursprünglich unverfälschten Form weitestgehend vom bundesdeutschen Süßspeisenplan verschwunden. Als altgedienter Bewahrer von vom Aussterben bedrohter Arten dokumentiere ich hier also die Genese meines Lieblingsbackwerks. Zwei Tage sollten schon eingeplant werden, um ein auch nur annähernd befriedigendes Ergebnis zu erreichen. An Tag 1 wird das Grundgerüst geschaffen, ein Biscuitboden. Etymologisch spannend ist ja, dass „bis coctus“ im Lateinischen doppelt gebacken bedeutet und also ursprünglich das meinte, was wir heute als Zwieback kennen. Erst im Laufe der Zeit wurde daraus das luftigleichte Eiergebäck, wie wir es nun benötigen.
Wie immer ist die Frische und die Qualität der Zutaten ausschlaggebend. Am besten also vier nestwarme Eier trennen, zu den Eigelben reichlich vanillisierten Zucker geben und ausdauernd cremig rühren. Der Herr Bocuse behauptet im „La cuisine du marché“ bei den Empfehlungen zur Zubereitung des „Biscuit de Savoie“, dass sich das Volumen unbedingt verdreifachen müsse. Das hat den Vorteil, das man sich das Fitnesstraining spart. Auf jeden Fall ist wichtig, dass sich die Zuckerkristalle völlig aufgelöst haben. Dann aus dem Weißen festesten Schnee schlagen. Mit einer Prise Salz und einem Schwung Zucker verfeinern. Ungefähr 150 g Mehl in die Creme sieben (Sicherheitsfanatiker geben auch noch etwas Backpulver hinzu, was wiederum Menschen wie den erwähnten französischen Meister um den Verstand brächte) und mit der Hälfte des Eischnees wenige Augenblicke verrühren. Die andere Hälfte feinfühlig unterheben und alles in eine 26-cm-Springform füllen und bei 180° 25 Minuten backen. Wiederum sollte sich beim Ändern des Aggregatzustand das Volumen verdreifachen. Aus der Form lösen und sich auf den nächsten Sonnenaufgang freuen.
Ist der erlebt, wird Pudding gekocht. Natürlich nicht solcher vom Dr. aus Bielefeld, sondern handgemacht. Benötigt wird ein knapper Liter Milch und ein halbes Dutzend Eigelbe, Zucker, Stärke und das Mark einer Vanilleschote. Während die Milch erhitzt wird, die restlichen Ingredienzien schaumig schlagen. Dann die Milch zugeben, gut verrühren und nochmals erhitzen. Fertig. Zur Weiterverwendung mit Folie abdecken und erkalten lassen. Währenddessen ein Paket beste Butter den entgegengesetzen Weg gehen, also Zimmertemperatur annehmen lassen. Beides, Butter und Pudding, muss notwendig gleich warm sein. Nun mit einem großen Schneebesen zuerst die Butter glatt und dann den Pudding nach und nach unterrühren. Dieser Schritt ist der Bedeutendste: Die Buttercreme kann bei zu großer Temperaturdifferenz gerinnen; Butter und Pudding müssen eine homogene Masse ergeben, ohne zu flüssig zu werden (was geschieht, wenn zuviel Elan eingesetzt wird).
Nun das Finale: Den Biscuit ganz sanft zweimal teilen. Nun auf die Unterseite ordentlich Creme verteilen, mit der nächsten Scheibe bedecken und solches wiederholen. Obenauf großzügig Buttercreme, glattstreichen und evtentuell mittels Einsatz eines Spritzbeutels ornamentell kreativ werden. Wer Schnickschnack braucht, spart ihn sich dennoch. Wenn’s gar nicht anders geht, sei es erlaubt, Gelee von schwarzen Johannisbeeren auf die Böden zu streichen, aber sparsam. Butter und Vanillearomen sollen dominant bleiben.