Einladung auf den Archehof: Wir essen Wildeintopf am Niederrhein

Am 26. Oktober möchte ich Euch den Archehof Gut Heimendahl bei Kempen am Niederrhein zeigen. Dort werden seltene Schaf- und Hühnerrassen gezüchtet sowie Schweine, Puten, Enten und Gänse auf den umliegenden Wiesen gehalten, aufgezogen und später in der hofeigenen Schlachterei verarbeitet, veredelt und im Hofladen verkauft. Alles das kann man sich ansehen. Aber besonders lohnenswert ist das allsamstägliche Eintopfessen in der Spinnstube und im Museumsraum. An besagtem Datum könnten wir am fotografierten Tisch Platz nehmen und die legendäre Hubertus-Wildsuppe genießen. Ich kenne keine bessere.

Bei ausreichendem Interesse (mind. 10 Personen) würde ich alles organisieren. Die Anreise aus Köln bspw. dauert mit dem ÖPNV zwei, mit dem Auto eine Stunde, von Korschenbroich benötigen wir nur halb so lang. Verbindliche Zusagen bitte per Mail an mich. Fragen beantworte ich in den Kommentaren zu diesem Beitrag gerne.

Versteht dieses Angebot übrigens als eine Art Preview auf das Foodcamp Niederrhein 2020.

www.gut-heimendahl.de


SCHWARZMARKT 12 und Foodcamp Niederrhein

Es ist mir eine große Freude, an dieser Stelle auf zwei Herzensprojekte hinweisen zu dürfen. Denn die Beschäftigung mit gutem Essen und Trinken, das Forschen, Beschreiben, Verknüpfen und Schmecken (file under: foodism) findet immer dann ihren Höhepunkt, wenn Gleichgesinnte zusammenkommen, sich austauschen, feiern, Netze spinnen, Geschmäcker teilen und voneinander lernen.

Genau so wird es wieder sein am Samstag, den 28. September, um 14:00 Uhr im Kölner Marieneck. Die inzwischen schon 12. Ausgabe des SCHWARZMARKTS steht an und wiederum sind alle zu unserem kleinen aber feinen food swap eingeladen, für die zur Kulinarik zwangsläufig das Selbermachen gehört. Wer also seine Kreationen tauschen möchte mit anderen Genusssüchtigen, sei herzlich eingeladen. Weitere Infos finden sich hier.

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Wie einige, die hier mitlesen oder mich anderweitig online verfolgen, mitbekommen haben dürften, war ich letzten Monat Teil des Foodcamps Rheinland. Dazu folgt auch noch ein ausführlicher Bericht.  Aber alle, die mich oder sich selbst so glücklich sehen möchten wie auf dem obigen Foto (entstanden auf eben diesem Event im Marieneck – Foto: Jennifer Braun) werden im kommenden Jahr erneut die Möglichkeit haben, an einem von Johannes, Marco und mir organisierten Foodcamp teilzunehmen. Ich erwähne das jetzt schon, damit Ihr Euch den Termin freihalten könnt (30. Juli bis 2. August 2020). Und so viel sei verraten: Es wird an den Niederrhein gehen, meine Heimatregion. Weitere Details folgen.

 


Vom Ende eines Feldwegs

Wir leben ja einigermaßen ländlich. Zur Verdeutlichung ist hier fotografisch einmal der Blick aus meiner Küche festgehalten. Das bringt neben allen möglichen Glücksmomenten auch einen nicht von der Hand zu weisenden Standortnachteil mit sich: die etwas prekäre Anbindung an die digitale Infrastruktur. „Schnelles Internet“ war bisher eine Begrifflichkeit, die in den Herzen der Gesindehausbewohner nicht mal Wehmut auslöste. Die Datenautobahn ist ein Feldweg, selbstverständlich ohne Asphaltdecke. Stattdessen erleben wir hier, hinterm Digitalmond,  den Wechsel der Jahreszeiten sehr bewusst: bester Indikator für Frühling und Herbst ist die regelmäßige, vollständige Kappung der Signal gebenden Kupfer-Doppeladern durch viel zu tief pflügende Bauern. Dank Burggraben sind wird dann völlig von der Außenwelt abgeschnitten.
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Nun aber soll Rettung nahen. Der Wohnort sich endgültig wandeln in ein Paradies-Äquivalent. Holländer tingeln seit vielen Monaten über die Märkte und durch die Säle niederrheinischer Landgemeinden und verkünden frohe Botschaften. Machen Versprechungen. Ihr Unternehmen unternähme alles, um auch in der Region den Anschluss an die Welt herzustellen. Dazu werde nicht in der rheinischen Krume gegraben, es würden Schlitze gefräst und Glasfasern in Häuser geschossen. Wie dies auf einem durchaus abgelegenen und weitläufigen Gehöft mit mehreren Parteien gewinnbringend vonstatten gehen soll, bleibt eine für den Laien nicht lösbare Rechenaufgabe. Für uns gilt: Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Und das heißt UP-/Downstream in Mbit/s: 100/100.
Bald also soll es ein Ende haben mit der Beschaulichkeit. Entschleunigung als romantischer Ansatz der Resilienz muss fürderhin kein Antagonismus mehr sein zur Möglichkeit von Kommunikation.

Am Wochenende am Niederrhein

Kurzer Hinweis, gleichzeitig dringende Empfehlung:

Am Sonntag ist Hoffest auf dem Lenßenhof in Mönchengladbach-Odenkirchen. Wer bisher noch nie da war und den meiner unbescheidenen Meinung nach wahrscheinlich besten Gemüsebauern am Niederrhein nicht kennt, sollte diese Gelegenheit nutzen. Alles bio, erstklassige Produktqualitäten, viele alte Gemüse und gute Genüsse. Feldführungen inklusive. Alle Details zur Veranstaltung lassen sich auf der entsprechenden Facebookseite nachlesen.

Ein Ausflug dorthin ließe sich prima mit einer kulinarischen Stippvisite hier verbinden. Ja, richtig geklickt und gelesen: Der bisher beste Kölner Mittagstisch vom Produktfetischisten und Weltenbummlerkoch Cristiano Rienzner hat jetzt eine Dependance in Mönchengladbach-Neuwerk. Irre genug: In dieser Stadt, für die das Attribut „kulinarische Diaspora“ wahrscheinlich erfunden wurde, noch dazu in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Ausflugslokals aka Familienfesthölle (regional bekannt als Abtshof) wird nun solches an die Tische gebracht:

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Und dies vielleicht:

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Wie gesagt: irre. Ich werde ausführlich berichten, kommende Woche. Bis dahin freue ich mich nur.
(Beide Fotos wurden gestern im Kölner Stammhaus des PW aufgenommen.)


Am Niederrhein nichts Neues

Am Niederrhein nichts Neues – zumindest was die Bewertungen der beiden „großen“ Restaurantführer angeht. In ihren gerade veröffentlichten Ausgaben für 2016 zementieren Michelin wie auch Gault-Millau den Eindruck einer kulinarischen Diaspora zwischen Rhein und niederländischer Grenze – und dies nicht ganz zu unrecht, nach wie vor. Wenn ich Düsseldorf einmal ausblende – wo Jean Claude Bourgueil im Schiffchen weiterhin 2 Sterne hält (ich den Laden aber dennoch meide) und wo es 7 weitere 1-Sterner gibt – leuchtet einzig über Xanten der Gourmethimmel. Jürgen Köpp kocht in seinem Landhaus seit Jahr und Tag zuverlässig solide.
Vom Michelin mit dem Bib Gourmand ausgezeichnete Häuser gibt es immerhin einige, zwar wenige, aber sehr empfehlenswerte.

Im Sonneck in Hinsbeck, in naturnaher Lage an den Krickenbecker Seen, steht Bratenkönig Ernst-Willi Franken am Herd der besten Stube im Dorf. Besonders im Sommer ist das Restaurant eine absolute Ausflugsempfehlung: Die Tische auf der Kräutergartenterasse gehören zu den idyllischsten, die ich im Umkreis kenne.

Krefeld hat zwar eher den Charme einer englischen Arbeiterstadt aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, hat aber mit dem Stadtteil Uerdingen immerhin einige Kilometer Rheinfront – und dort das beste französische Restaurant der Region. Im Chopelin wird die Phrase vom „hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis“ ganz besonders eindrücklich definiert.

Und dann natürlich noch unser Dorfgasthaus. Bei Stappen gibt es erstklassige Produkte, regionaler Schwerpunkt. Die gute Weinkarte wird von Carmen Stappen verantwortet. Das monatlich wechselnde Speisenangebot von FraJo Stappen, der die meisten Lebensmittelproduzenten persönlich kennt und in der Küche absolut weiß, was er kann und dies auch zeigt. Nie überambitioniert, immer auf den Punkt.
Im Winelive in Meerbusch war ich hingegen noch nie – aus unserer Perspektive ist das eigentlich auch Düsseldorf.

Die Niers zwischen Grefrath und Oedt

Wer Heinsberg noch zum Niederrhein rechnet, freut sich mit Rainer Hensen über 17 Punkte für’s St. Jacques im Gault Millau und 1 Stern. Und was mit Wesel ist, weiß ich eigentlich auch nicht. Dennoch gibt es dort zwei Bib-Gourmand-Häuser: Das Art und das Carpe diem.


Wieder kein Banh Mi oder: Wes Brot ich fress, des Lied ich sing

Als feile Feder allerlei Dienstherren glücklich zu machen, Gebrauchsliteraturen zu drechseln weit weg von zuckrig süßem Kunsthandwerk, zu brillieren als Meister der Verdichtung eher denn als Wortakrobat, ist mir Passion. Buchstabenschwurbelei als psychohygienischer Ausdruckstanz findet einzig auf diesem Blog statt. Vom Schreiben leben kann mehr sein als das Auslutschen der pergamenttrockenen Hand im lechzenden Mund. Als Mittel zum Zweck war es mir biographisch betrachtet ursprünglich eher der Weg als Ziel. Heute weiß ich, dass der Gang zum Markt, auf den ich einst die Seele trug, mir immerhin die Töpfe füllt. Als Umkehrschluss lernte ich das Küchenhandwerk sozusagen aus Gründen intellektueller Selbstverteidigung. Und bin heute minnesingender Mundschenk, Hofnarr und Truchsess im Gesindehaus in Personalunion. Ich schreibe und koche und saufe und esse mit Pauken und Trompeten. Zum Schalmeienklang schmiede ich allenfalls Ränke oder dichte einen Leich.

Der Text zum besten Banh Mi des linken, unteren Niederrheins und seinem Einsatz als Guerillafestivalcatering ist jetzt so gut wie fertig. Allein den passenden Wein fand ich noch nicht.

Nachtrag 26.08.2013:
Zur Banh-Mi-Bauanleitung


Rheinischer Rundumschlag, alte Adler und ein Gastgeschenk

Ich habe den Samstag in der Küche verbracht, um für ein paar liebe Menschen einige Kleinigkeiten auf den Tisch zu bringen. Ich wollte einen Überblick geben über  mein kulinarisches Rüstzeug und einige niederrheinische Einflüsse vorstellen. Manch Traditionelles habe ich aufgegriffen und neu interpretiert. Verwendung fanden nur hiesige Produkte.

rheinisches sandwich

Als Auftakt eine Ecke vom rheinischen Sandwich.

Essenz von der sauren Bohnensuppe

Weiter ging es mit der Essenz von der sauren Bohnensuppe und einem Rosinenküchlein. (Bunne ut de Tonn)

 

Chicoree

Es folgte karamelisierter und mit nachbarschaftlichem Ziegenkäse gratinierter Chicorée samt einem Spritzer Riesling Mosto Cotto.

kappesschlaat

Zweierlei Kohl mit Meerrettich und getrockneten Sauerkirschen (Kappesschlaat).

forellenfilet

Filet von der Korschenbroicher Forelle auf roter Beete mit Petersilienkartoffel und Berlepschwürfeln.

buttermilch

Variante der Bottermelksprenk. (Hier: Buttermilchcreme, Weinbergspfirsich, Schwarzbrotkrokant)

Dank an all die tollen Erzeuger in Radfahrdistanz, an phew für die Fotos und den lieben Sven für den einen oder anderen kaputten Süßwein.
(Als Gastgeschenk konnte ich den punktgenau fertiggestellten Jahresendmix überreichen. Dazu in den nächsten Tagen mehr, hier.)

wein