Erpelschlaat met Radieskes
Veröffentlicht: Mai 24, 2011 Abgelegt unter: Kulinarik | Tags: erpelschlaat, garnelen, kartoffelsalat, mayonnaise, Radieschen, saure gurken 9 KommentareIn Süddeutschland wird beim Kartoffelsalat meist am wichtigsten gespart: Der Mayonnaise. Ich kenne Hobbykulinariker, die lesen jetzt nicht weiter. Weil Sie ahnen, dass der folgerichtige Folgesatz folgender ist: Nicht so im Rheinland! Wie so vieles andere ist „Erpelschlaat“ eine Zubereitung, die in der Großfamilie eigentlich nur dem weiblichen Oberhaupt gestattet ist. Ausnahmen erlaube ich mir beispielsweise, wenn vom Vortag noch Ei-Öl-Emulsion übrig ist. Und Vorjahreskartoffeln endlich aus dem Keller wollen. Schließlich: Ich Radieschen ernte. Die erste Frucht meines eigenen Ackers. Tusch!

Kartoffelsalat mit Radieschen und Garnelen
Die kalte, weiße Sauce war als Roastbeef-Tunke folgendermaßen hergestellt worden: Eigelb mit holländischem Senf und Rapsöl aufgemixt und mit Zitronensaft, Salz und Cayennepfeffer reguliert. Für die Verwendung im Salat habe ich mit der gleichen Menge Yoghurt aufgefüllt, nachgesalzen und in Streifen geschnittene Radieschenblätter (nur die kleinen, nicht-haarigen) untergerührt. Pellkartoffeln gekocht. Radieschen in feine Scheiben gehobelt und saure Gurken in etwas weniger feine Scheiben geschnitten. Sauer müssen sie sein – und nicht zuckersüß wie 99 % der Supermarktware. Schnittlauch mit der Schere in kleine Röllchen geteilt.
Dann kommt alles in die große Metallschüssel: Kartoffeln noch heiß pellen und in dicke Scheiben schneiden, immer wieder Mayonnaise hinzu, damit sie nicht verkleben. Dann den ganzen Rest beimengen, reichlich salzen und mit einer Prise Zucker den Geschmack verstärken. Dazu brühe ich keine Wurst, sondern brate Garnelen mit Salbei in Knoblauchbutter. Eigentlich wollte ich riesige Exemplare mit Sauerampfer dämpfen, habe aber nur kleinere und bin auch faul. Das Ergebnis besticht durch die Konvergenz der Konsistenzen; und den Geschmack.
Du sprichst mir aus der Seele: Es gibt kaum noch saure Gurken. Ich meine nicht saure Gurken, also Salzgurken, die gibt es schon, sondern Essiggurken in sauer.
Glückwunsch zur ersten Ernte!
Gurken: Da unterschreibe ich. Und die allermeisten »sauren Gurken« beinhalten dann auch noch Zuckerersatzstoffe, igitt. (Selber einlegen habe ich mich noch nie getraut, stelle ich mir aber auch ganz interessant vor.)
Radieschen vom eigenen Acker. Was für ein Luxus!
Aber … bevor ich mich ans nachkochen mache … bedeutet „Erpelschlaat“ das, was ich mir gerade vorstelle? Und was ist das Schneckenförmige am rechten unteren Bildrand?
@afra
als ich noch in köln wohnte, konnte ich auf dem nippeser wochenmarkt vorzügliche SAURE essiggurken direkt aus dem fass kaufen. das sollte doch in berlin möglich sein? wobei bei den spreewalder gurken meist der essig fehlt.
@lakritze
und auf dem mainzer markt erst…
@joulupukki
Erpel = Erdäpfel
Schlaat = Salat
Auch wenn niederrheinisches Platt in meiner Kindheit in den 70ern im Alltag kaum mehr eine Rolle gespielt hat, Kartoffelsalat hat bei uns niemand gesagt.
danke für die Aufklärung. Bei Erpel dachte ich halt naiverweise an den mänlichen Enterich, und bei Schlaat … nun ja … nichts appetitliches.
Spreewaldgurken sind furchtbar süß, außer eben die sauren aka Salzgurken. Selbst die vorgeblichen Cornichons sind eher nachtischtauglich. Es ist ein Elend. In russischen oder türkischen Läden bekommt man schon Gurken in saurer Ausführung, aber die haben einen ungewöhnlichen Beigeschmack, der möglicherweise von Kirschblättern oder dergleichen kommt.
Dein Schlaat sieht auf jeden Fall köstlich aus. Nur, mit Rapsöl kann man mich jagen.
Danke.
Das Rapsöl ist hiesig und passt ganz gut in eine Remoulade, die zum Roastbeef genossen werden kann. Ansonsten bin ich auch kein großer Freund dieses besseren Biokraftstoffs, auch wenn der Hersteller gute Dinge tut:
http://www.volksverein.de/index.php?id=31
Die Garnelen würd‘ ich wohl weglassen, aber ansonsten ist der Salat was feines. Sieht toll aus.
[…] Utecht servieren beide Radieschen aus eigener Ernte mitsamt den Blättern in einem Kartoffelsalat. Mal mit und mal ohne Mayo, für einige eine Streitfrage, ich esse alles – Hauptsache, die zarten Blätter […]