Der beste Bienenstich
Veröffentlicht: Mai 5, 2010 Abgelegt unter: Kulinarik, Niederrhein | Tags: Auffelder Bauerncafé, Bienenstich, Niederrhein Hinterlasse einen KommentarZum Glück hat er die Abnehmwelle und den Light-Produkte-Wahn überlebt: der gute alte Bienenstich. Und es gibt am Niederrhein noch Menschen, die ihn nach Omas Rezept zubereiten und begeisterten Genießern servieren. So zum Beispiel im Auffelder Bauerncafé in Oedt.
Was wenige wissen: Der Bienenstich ist eine althergebrachte rheinische Spezialität, fast so legenden-umrankt wie Himmel un Ääd oder Muurejubbel. Ein Entstehungsmythos geht so: Im 15. Jahrhundert fochten die Städte Andernach und Linz am Rhein einen Zollstreit aus. Andernach war von einer soliden Stadtmauer umgeben, an deren Türmen lauter Bienenkörbe hingen. Eines Morgens nun, als zwei Bäckergesellen gerade von dem Honig naschten, sahen sie die Linzer zum Angriff vorrücken. Gedankenschnell schleuderten sie ihnen die besagten Nester entgegen und schlugen die Aggressoren so in die Flucht. Um dieses Ereignis zu feiern, kreierten sie einen besonderen Kuchen und erfreuten ihre Mitbürger damit. Der Bienstich war geboren.
Was nun unterscheidet einen guten von einem mediokren Süsstück? Wie bei allen eigentlich einfachen Rezepturen kommt es einzig auf die Güte der Grundprodukte und deren präzise Verarbeitung an. Ein simpler Boden aus süssem Hefeteig, darauf ein Belag aus frischem, selbstgemachtem Pudding – und als Krönung gleichsam ein Dach aus einer krossen Butter-Zucker-Mandel-Masse. Ein profaner Blechkuchen eigentlich – und doch die hohe Schule des Spiels mit Konsistenzen und Texturen.
Nun bringt der Verzehr des Bienenstichs jedoch in der Regel ein Etikette-, zumindest doch ein Geschicklichkeitsproblem mit sich. Das Durchstechen der Mandelkruste gelingt nur mühsam, gleichzeitig quillt die Creme allseits ins Freie. Da behilft sich die Chefin hier mit einer pragmatischen Lösung: Zur Kuchengabel wird auch ein Steakmesser gereicht; schick ist das nicht, doch unbestritten zielführend. Wie so vieles andere übrigens auch im vielleicht besten, zumindest aber ambitioniertesten Bauernhofcafe am linken Niederrhein.